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Zu Beginn stand die Sicherung der Fischereirechte im Vordergrund. Die "Vereinigten Berner Fischereivereine“ (heute Fischerei-Pachtvereinigung Bern u.U.) beabsichtigten Mitte der 20er Jahre, die Pacht der Aarestrecke Jabergbrücke Hunzikenbrücke aufzugeben. Damit drohte die „Hausstrecke“ der Fischer aus dem Aaretal an Private zu fallen. Mit der Vereinsgründung 1928, dem Beitritt zur Berner Vereinigung und der Übernahme der Pachtgebühren konnten diese Gefahr abgewendet werden.

 

Von Beginn weg beteiligte sich der Fischereiverein Aaretal an der Freiwilligen Fischereiaufsicht. Die proaktive Mitarbeit von Vereinsmitgliedern in den Vorständen der regionalen Fischerei Pachtvereinigung (PV), dem Kantonalen Fischerei Verband (BKFV) und dem Schweizerischen Fischerei Verband (SFV) waren Selbstverständlichkeit. Somit war die Vereinsaktivität immer stark geprägt durch den Einsatz für regionale, kantonale und nationale fischereiliche Anliegen.

 

Schon zu Beginn der 30er Jahre startete der Verein mit der eigenen Aufzucht von Forellen und wiederholt von Aeschen und Nasen. Erstes Aufzuchtgewässer war das Thalgut-Bächli. Später überliess der Fischenzenbesitzer der Münsinger Giessen dem Verein die Verbindungsgiesse zu Aufzuchtzwecken. Nach dem zweiten Weltkrieg begann der Aufbau der Fischzuchtanlage in der Erlenau. In vielen Tausend Stunden Fronarbeit wurde die Anlage den sich zunehmend schneller entwickelnden Erkenntnissen angepasst. Später kam der Oberlauf des Schwarzbachs in Beitenwil dazu. Nachdem es in den 80er Jahre nicht zuletzt auch durch den relativen Misserfolg der Massenaufzucht – oft von Brut von nicht einheimischen Zuchttieren stammend – zum Umdenken in der Bewirtschaftungspolitik gekommen ist, setzte sich das kantonale Fischereiinspektorat erfolgreich dafür ein, dass der ortsansässige Fischereiverein die Münsinger Giessen zur Verwendung als natürliches Aufzuchtgewässer erhielt. 

 

In den 50- und frühen 60er Jahren stand der Kampf um saubere Gewässer für die Fischereiorganisationen im Vordergrund. Dies mit Erfolg. Mit einem Milliarden schweren Kraftakt wurde die Schweiz mit einem immer dichter werdenden Netz von Kläranlagen überzogen, so dass sich die vielerorts kloakenhaften Verhältnisse mit der Zeit besserten. Der Überdüngung der Gewässer konnte damit nicht Einhalt geboten werden. So musste die öffentliche Hand dauernd neue Vorschriften erlassen wie etwa zur Verbannung des Phosphats aus den Waschmitteln. Die grosse Vergiftung der Aare zwischen Thun und Bern am 24. Juni 1971 durch Abwässer der Firma Selve in Thun war ein arger Rückschlag. Der Schaden wurde auf ca. 8 Tonnen geschätzt. Davon konnte sich der natürliche Fischbestand trotz enormem Besatz - mit oft fremdem, fragwürdigem Besatzmaterial - nie mehr ganz erholen. Seit den 60er Jahre gewann der quantitative Gewässerschutz immer mehr an Bedeutung. Zunächst ging es darum, die Mitsprache des Volks bei der Erteilung von Wasserrechtskonzessionen zu sichern. Auslöser dazu waren die Pläne der BKW, im Gebiet oberhalb der Jabergbrücke bei Kiesen ein Flusskraftwerk zu bauen, schreckte die Berner Fischer auf. Dieses Projekt hätte den unwiederbringlichem Verlust der dort noch heute vorherrschenden Natürlichkeit der Aarelandschaft mit sich gebracht. Anfang Dezember 1964 stimmte die Berner Bevölkerung dem Volksbegehren zu, das erst 1997 revidiert und erst noch auf Initiative der Fischer und Naturschützer mit dem Renaturierungsfonds versehen worden ist. Letzterer ist in einer weiteren Referendumsabstimmung im November 2002 bestätigt worden.

 

Der Druck auf die Gewässer hielt wegen des Bevölkerungswachstums, des rasanten Wirtstschaftswachstums und dem damit verbundenen Energiehunger an. Immer mehr natürliche Fliesstrecken verschwanden, ausgetrocknete Restwasserstrecken liessen Flora und Fauna veröden. Auf nationaler Ebene wurde 1983 die eidgenössische Gewässerschutzinitiative „Zur Rettung unserer Gewässer“ lanciert, die erst 1992 mit leider negativem Ausgang zur Abstimmung kam. Sie hatte vornehmlich zum Ziel, die Restwassermengen nach Stauhaltungen auf ein ökologisch vertretbares Mass zu erhöhen. 1990 wurde unter massgeblicher Beteiligung von Repräsentanten des Fischereivereins die kantonale Aareschutz-Initiative lanciert. Nach einem denkwürdigen Abstimmungskampf wurde die Initiative vom Berner Volk 1993 abgelehnt.

 

Der Grund- und Weiterbildung der Fischer und Fischerinnen wird seit jeher grosser Raum eingeräumt. So finden regelmässig an den Hauptversammlungen Vorträge zu fischereilichen und naturschützerischen Themen statt. Auch das 2 mal jährlich erscheinende Fischerinfo dient diesem Zweck. Ein grosser Schritt wurde 1988 gemacht. Nach gründlicher Vorbereitung konnte 1988 der 1. Jungfischerkurs mit 27 Teilnehmern durchgeführt werden. Dieser Fischereigrundkurs für Jugendliche und Erwachsene findet jedes Jahr grossen Zuspruch. Teilweise muss er doppelt geführt werden.

 

Ein weiterer wichtiger Pfeiler des Fischereivereins ist die Integration ins soziale Leben im Tal und die Pflege der Kameradschaft. Ersteres wird etwa durch die Teilnahme an Dorffesten, Weihnachtsmarkt, Ausstellungen zu Natur und Umwelt und vor allem dem jährlichen grossen Aaretaler Fischessen dokumentiert. Der Fischereiverein unterhält keinen Stammtisch in einem Restaurant. Hingegen treffen sich am Sonntag morgen Mitglieder im Fischerhüsli in der Erlenau zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch.